Vergleich VW Passat Variant vs. Hyundai i40cw - Pampersbomber im Duell

Der Passat Variant ist der Traum vieler Familienväter. Kein Herausforderer konnte ihm richtig gefährlich werden - bisher. Jetzt tritt Hyundai mit dem neuen i40cw auf den Plan. Kann der "Da scheppert nichts"-Herausforderer endlich punkten?

"Da scheppert nichts!" Das Youtube-Video von VW-Konzernchef Martin Winterkorn, der auf einer Automesse zähneknirschend die Verarbeitung eines Hyundai bewundert, wurde zum Kult. Kein Wunder also, dass die neuen Hyundai-Modelle i30 und i40 reichlich Vorschusslorbeeren bekamen und automatisch mit den jeweiligen VW-Konkurrenten verglichen werden. Auf dem Markt der Familienkutschen tritt der Hyundai i40cw gegen den Passat Variant an. Design ist bekanntlich Geschmackssache, doch moderner und frischer sieht der Koreaner allemal aus. Der Passat ist das Gelsenkirchener Barock des deutschen Automobildesigns - unauffällig, bieder, solide. Der i40 kontert mit einer eleganten Bogenspannung in der Seitenlinie. Seine wohlproportionierten Rundungen sind ein Aphrodisiakum für die Augen, während die strengen Formen des Passat eher als Liebestöter durchgehen.

Gutes Aussehen freilich ist nicht alles. Der Hyundai i40cw glänzt auch mit inneren Werten. Seine Dimensionen (4,77 m Länge, Kofferraumvolumen 553 bis maximal 1.719 Liter) orientieren sich stark am Passat Variant (ebenfalls 4,77 m lang, Kofferraumvolumen 603 bis maximal 1.731 Liter). Beide Gepäckabteile sind schön breit, gut nutzbar und erfreuen den Rücken mit einer niedrigen Ladekante. Bei umgelegten Rückbänken werden sowohl der Wolfsburger als auch der Koreaner zu Königen des Baumarkts. Bei der Übersicht nach hinten allerding hat der Passat dank seiner weniger stark geneigten Heckscheibe und dem kürzeren Heckabschluss die Nase vorn.

Im Innenraum, wie sollte es bei genau derselben Außenlänge auch anders sein, sind keine großen Unterschiede in puncto Sitzkomfort oder Platzangebot zu verzeichnen. In der zweiten Sitzreihe finden sowohl im Passat als auch im Hyundai bis zu 1,90 Meter große Mitfahrer ausreichend Platz und selbst nach mehreren hundert gefahrenen Kilometern am Stück schmerzt nichts. Einzig die Ohren könnten beim Hyundai ein wenig mehr gelitten haben als beim VW, da das Navigationssystem, so hübsch es grafisch auch sein mag, jedes Autobahnkreuz mit den Worten "Bitte links halten" kommentiert. Sollte es dem Fahrer zu bunt mit der netten Sprecherin werden, kann ihr zwar per umständlicher Tastenkombination auf dem Touchscreen der Mund verboten werden, doch nach einer kurzen Rast und dem erneuten Anlassen des i40cw beglückt sie wieder den Innenraum mit ihrer Stimme.

Als sehr angenehm hat sich hingegen die Sitzlüftung des Koreaners herausgestellt. Unauffällig und nicht zu kalt sorgt sie dafür, dass selbst nach einiger Fahrtzeit bei hohen Außentemperaturen das Hemd und die Hose beim Aussteigen nicht am Sitz verweilen wollen. Die platztechnisch bereits erwähnten Kofferräume ähneln sich im Übrigen nicht nur in puncto Raumangebot, sondern auch im Design und ihrer Technik. Das Schienensystem, welches mit Hilfe einer sperrigen Apparatur einem Hin- und Herfliegen des Gepäcks Herr werden soll, ist nahezu 1:1 austauschbar. Interessant wäre hier, ob in beiden Fahrzeugen nicht auch einfach eine rutschfeste Matte völlig ausreichen würde.

Die beliebteste Motorisierung ist bei beiden Kombis ein sparsamer Selbstzünder. Der Hyundai i40cw 1.7 CRDi leistet 136 PS (100 kW), der Passat Variant 2.0 TDI bringt es auf 140 PS (103 kW). Sparpakete mit Start-Stopp-Automatik sind bei beiden Marken jeweils optional verfügbar. Im Passat erweist sich der 140 PS-Diesel als Idealbesetzung: Kraftvoll und souverän schieben 320 Nm Drehmoment den Kombi voran, laufruhig und kultiviert gibt sich das Zweiliter-Aggregat. Den Durchschnittsverbrauch gibt VW mit 4,6 Litern pro 100 km an, im Test waren es eher um die sechs Liter.

Der Hyundai-Diesel ist zwar auch laufruhig, raubt dem Fahrer jedoch mit einem enormen Turboloch den letzten Nerv. Will man schnell in eine Kreuzung einbiegen, hat man das Gefühl, man müsse den 1,7 Liter großen Motor erst aus dem Tiefschlaf wecken. Bei den Beschleunigungswerten hat der Passat denn auch die Nase vorn. Und dies gilt sowohl für den Sprint bis Tempo 100, für die der Hyundai 10,6 und der VW glatt zehn Sekunden benötigt als auch für die Höchstgeschwindigkeit, wo der Wolfsburger mit 210 km/h seinen Konkurrenten um ganze zehn Kilometer pro Stunde abhängt. An der Zapfsäule genehmigt sich der i40cw laut Datenblatt 0,1 Liter mehr nach 100 Kilometern als der Passat. Im Testbetrieb wiederum weicht er nicht so weit nach oben ab und wartet mit einer fünf vor dem Komma (5,9) auf.

Beim Fahrwerk gewinnt der Passat das Duell: Dank der adaptiven Fahrwerksregelung DCC (1085 Euro Aufpreis) wechselt man von einer etwas strafferen in eine sehr kommode Federung. Der Passat liegt auch bei hohem Tempo ruhig auf der Straße und ist in schnellen Kurven nicht überfordert. Der Hyundai ist zwar ebenfalls komfortabel, zeigt sich bei Bodenwellen aber zu hölzern und hat keine sehr zielgenaue Lenkung. Zudem stören starke Antriebseinflüsse am Volant - wobei erwähnt werden muss, dass der Passat-Testwagen eine Vorderachsdifferentialsperre an Bord hatte (205 Euro Aufpreis), die die Traktion verbessert.

Bei den Preisen endlich gelingt es Hyundai, VW ein Schnippchen zu schlagen. Den 136 PS starken i40cw gibt es ab 28.990 Euro, darin ist bereits die zweite Ausstattungsstufe Style enthalten. Den Variant 2.0 TDI mit 140 Pferden (Basisausstattung Trendline) gibt es erst ab 29.450 Euro. Zur Serienausstattung des Hyundai zählen unter anderem CD-Radio, Dachreling, Nebelscheinwerfer, Zweizonen-Klimaautomatik, Parksensoren vorn und hinten, Tempomat und Sitzheizung. Dagegen sieht der Passat Trendline alt aus: CD-Radio, Klimaanlage und Dachreling lauten die erwähnenswerten Dinge an Bord. Für Extras muss man tief in die Tasche greifen. Der Testwagen in Highline-Ausstattung war mit fast allen Optionen ausgerüstet und brachte es so auf einen Preis von 51.400 Euro - da muss das Eigenheim dann etwas bescheidener ausfallen. Der Hyundai i40cw kostet selbst in der Top-Ausstattung Premium und mit allen Optionen nicht viel mehr als 40.000 Euro. Unterm Strich geht der Passat dennoch als Sieger aus dem Vergleich hervor. In Sachen Raumangebot und Alltagsnutzen hat er leicht die Nase vorn, bei Fahrwerk und Antrieb lässt er den Koreaner weit hinter sich. Der i40 hat nur bei der Optik und beim immerhin sehr wichtigen Thema Preis die besseren Karten. So leicht lässt sich der Klassenprimus Passat eben nicht vom Thron stoßen.

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